Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/217

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sie sich, klettert wie eine Katze über das Dach und zum Bodenladen herein. Froh, sie nun fest zu haben und mit dem Vorsatz, sie nicht mehr auskommen zu lassen, geht der Mann auf den Boden, um sie herunter zu holen, jedoch sie ist abermals spurlos verschwunden; es kommt die Nacht, man merkt wol hie und da ein kleines Geräusch, doch läßt sich nichts finden; die Nacht vergeht, der Tag auch wieder, man findet sie nicht, man hört im Stall, auf dem Boden, in der Küche, einmal da, einmal dort Geräusch, doch bis man an einen Ort kommt, ist es schon wieder in der anderen Ecke. So vergehen Tage, bis man sie endlich in dem hohlen Raum zwischen dem Stallgewölbe und dem Fußboden des darüber befindlichen Zimmers fand, an einem Ort, der gerade so viel Raum bot, um sich dort verkriechen zu können, ohne daß begreiflich war, wie sie dorthin gelangen konnte. Man brachte sie zu Löhe. Dieser sagte, er wolle noch einmal mit ihr beten und sie des andern Tags in Begleitung einiger Leute nach Hause schicken. Es wurde gebetet und – was sie vorher nicht gethan – sie betete das V. U. mit, setzte sich dann ruhig nieder und erzählte, wie es sie in den Tagen, während sie vermißt wurde, herumgejagt und wie sie nicht so viel Macht über sich gehabt habe, sich deutlich hören zu lassen. Sie erzählte ihre Krankheitsgeschichte und ihren Lebenslauf, verabschiedete sich dann und gieng genesen in ihre Heimat zurück. Man hat nicht gehört, daß sie wieder rückfällig wurde.




 Noch ein dritter Fall mag hier Erwähnung finden. Als Löhe im April 1869 in dem Diaconissenfilial Polsingen bei Gelegenheit der Einweihung des dortigen Betsaals sich mehrere Tage aufhielt, wurde ein etwa 12–13 Jahre altes Mädchen aus Mainheim, das an höchst merkwürdigen Anfällen litt und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)