Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/257

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Sache nicht in der Weise weltlicher Politiker vertreten solle, daß man also viel weniger sich von der Politik des Tages dürfe mit fortreißen lassen, nehmlich von der Politik des Staates. Es sei zu bedauern, wenn die Kirche, statt ihre Wege für sich zu gehen, ihre Interessen Landtagen anvertraue; noch mehr aber, wenn Pfarrer durch Hingabe an politische Wühlerei sich ihren Standpunct verrücken ließen, Politisches auf die Kanzel brächten und nun das ewige Evangelium durch den politischen Staub eines Predigerherzens den Weg zum Volke nicht mehr finde. Das Gespräch verlor sich bis zum Urteil über das Cocardentragen von Seiten der Geistlichen, was die einen auf Grund der neutralen Stellung der Geistlichen und ihrer Pflicht, immer das Ewige zu repräsentieren, mißbilligten, – die anderen aber wenigstens für Fälle verteidigten, wo man dadurch Volksaufregung vermeiden und unnützem Hindernis entgehen könnte.

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 Im engen Zusammenhange mit der ersten Frage oder vielmehr als zu ihr gehörig sah man das Folgende an. Einer schwört dem Louis Philipp. Dieser wird verjagt, eine republikanische Regierung verlangt und empfängt den Schwur. Auch die republikanische Regierung wird verjagt, ein ständiger Diktator tritt auf, verlangt auch Schwur und Treue. Für den gesetzten Fall führte man als Beispiel den Eid der französischen Truppen an, die vormals Louis Philipp, sodann der Regierung eines Ledru Rollin und Consorten den Eid leisteten. Man sah im Verlauf des Gespräches vom Militär ab und es handelte sich nur um die Anwendung des gesetzten Falles auf Pfarrer. Die Antwort war auch auf diese Frage nicht schwer. Es sei christlicher Grundsatz, aller Obrigkeit unterthan zu sein, die Gewalt hat, weil eine jede die Gewalt von Gott habe. [Von dem besonderen Fall der Schilderhebung eines geknechteten Volkes war keine Rede]. Die Gewalt gehe nicht ohne göttliche

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)