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 2. Einer der anwesenden Freunde, H., warf die Frage auf, ob zur Lösung der Kirche vom Staate nicht auch unsererseits etwas geschehen solle? Er selbst bejahte die Frage und schlug eine Petition an die Landstände vor, die er auch entworfen hatte und in welcher er außer der Freiheit der Confessionen im Allgemeinen insonderheit auf Niederlegung des landesherrlichen Episcopats drang. Mehrere, z. B. Pfarrer W., waren geneigt, der Meinung des Freundes H. beizutreten. Andere (ich z. B.) standen gar nicht an, ihre etwaige Unterschrift zu geben, im Falle die Petition von andern, etwa von dem Erlanger-Nürnberger-Fürther Kreis beliebt und in’s Werk gesetzt würde; sie waren aber der Ueberzeugung, daß ein Hervortreten mit einer solchen Petition von unserer Seite nicht klug zu nennen sei, sintemal wir der verachtetste Haufe unter unseren Brüdern sind, und allem unseren Thun, wie die Erfahrung zeige, leicht Haß und Neid sonst frommer Leute sich anhänge. Zudem war die zweite Partei der Ansicht, daß die Trennung der Kirche vom Staate auch ohne weiteres Petitionieren von Seiten der Lutheraner zu Stande kommen würde und daß die Aufhebung des landesherrlichen Episcopats eine unausweichliche Folge davon sein müsse, und von den Stimmführern des Volkes gefordert und durchgeführt werden würde. Zwar überwand von beiden Parteien innerlich keine die andere völlig, aber es war ja großer Friede und herzliche Liebe unter uns und wir trafen das Auskunftsmittel, Herrn Pfarrer St. zu bitten, daß er den Gedanken, etwas zur Lösung der Kirche vom Staate zu thun, der Beurteilung der Erlanger-Nürnberger-Fürther Brüder unterbreiten solle.

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 3. In Voraussicht der Trennung warf man sich die Frage auf: „Welche Verfassung wird sich die Kirche geben?“ Man fragte nicht: „Welche Verfassung sollte sie sich geben“, sondern:

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/259&oldid=- (Version vom 1.8.2018)