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nichts nützt. Entweder muß die Zahl der Abweichenden excommuniziert werden, oder man muß von ihnen weichen, wenn ihrer zu viele und mächtige sind. Die Sünde ist nicht bei denen, welche dem apostolischen Gebote und dem Grundsatz der Symbole nachfolgen, sondern bei denen, die es nicht thun und vielleicht mit allem Fleiße andere vor dem Gehorsam als vor der Sünde warnen.

 Diesen Sätzen und Schlüssen weiß ich mich nicht zu entziehen. Treue gegen Jesum und die Kirche drängt mich. Aber nicht minder die Liebe zu den Tausenden von armen Schafen, die Christus mit seinem Blute erkauft hat, und die von falschen Lehrern verführt und zum ewigen Verderben gebracht werden. (Die zwei letzten Seiten der Vorrede zu den Schmalkaldischen Artikeln reden in diesem Stücke auch für mich ganz vernehmlich.) Warum redet man so viel von Liebe und denkt nicht an die Liebe zu Jesu armen Schafen? So drängt mich auch die Liebe zu denen, welche draußen sind, von denen keiner sehen kann, was die lutherische Kirche ist, da sie in allen Stücken zerspalten und nicht einmal in der Lehre einig ist.

 St. Pauli Verharren in und Verhalten zur Synagoge trifft nicht. Wir haben es mit Gemeinden zu thun, denen die Briefe Pauli, nicht sein Verhältnis zu einer ausgestorbenen Kirche Norm sein muß. Weit entfernt, daß wir ungehorsam wären, erachte ich vielmehr, daß der Gehorsam die Ausscheidung verlange. Du, teurer Hofmann, meinst, es werde uns Katholizität[1] mangeln. Ich denke aber, auch wenn unserer nur zwei wären, haben wir eine wahre Gemeinschaft mit den Brüdern in Preußen, Nassau und Amerika, dazu mit denen allen, welche vor uns ernstlich kirchlich gewesen sind. Was für eine Katholizität wäre denn bei einem Verharren


  1. Anm. Professor Hofmann hatte nämlich in dem p. 306–307 mitgeteilten Brief geschrieben: Löhe werde im Falle seines Austritts vorübergehende Befriedigung mit dem Verluste der Katholizität seines Werks erkaufen.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/320&oldid=- (Version vom 1.8.2018)