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Neuendettelsau, den 2. Juli 1851.
Königliches protestantisches Oberkonsistorium!
 Gehorsamste Vorstellung der unterzeichneten Geistlichen, Aufhebung der kirchlichen Vereinigung und Abendmahls-gemeinschaft mit den Reformierten und Unierten betreffend.

 Bereits ein Jahr ist es, seit wir unterthänigst gehorsamst Unterzeichneten in Gemeinschaft mehrerer anderen mittelst einer Eingabe vom 20. Juni 1850: „unterthänig gehorsamste Danksagung mehrerer Geistlichen und Gemeindeglieder, betreffend das Geschenk der Verpflichtung auf die Bekenntnisse der lutherischen Kirche, Lehrzucht und Zucht im allgemeinen infolge Entschließung des königlichen Oberkonsistoriums vom 17. April 1850, desgleichen Bitte, betreffend die nötige Trennung der lutherischen und reformierten Kirchen in der bayerischen Landeskirche“, mit warmem Vertrauen die Bitte an ein Königliches protestantisches Oberkonsistorium gestellt haben, bei der bevorstehenden Revision der Staatsverfassung auf Aufhebung der kirchlichen Gemeinschaft der Lutheraner und Reformierten in Bayern hinzuwirken. Bei den beiden letztvergangenen Sitzungen des Landtages ist keine Vorlage in diesem Betreff erfolgt, und auch für die nächste Zukunft steht unter den obwaltenden Umständen keine solche Vorlage in Aussicht; vielmehr scheinen wir mit unseren Wünschen und Hoffnungen auf eine ungewisse Zukunft verwiesen. Schon bei mehrfachen Gelegenheiten hat Ein Königliches protestantisches Oberkonsistorium wahrgenommen, wie viel Beschwerendes der gegenwärtige Zustand des protestantischen Kirchenwesens in Bayern für uns und manche andere unter unsern Glaubensgenossen hat. Der lutherischen Kirche, welcher wir zugethan sind, ist ihr altes Recht durch die Staatsverfassung und die aus ihr folgende Praxis so vielfach verkümmert, daß uns dieser Zustand je länger je mehr als unerträglich erscheint, und zwar in gleichem Maße, als die Liebe zur Kirche zunimmt, als der Drang und das Bedürfnis erstarkt, das Band, welches uns an die lutherische Kirche der früheren Zeiten sowohl als der Gegenwart fesselt, auch an der äußeren Gestalt der Landeskirche und ihren Einrichtungen unzweideutig zu erkennen. Dennoch würden wir, sei es auch mit noch so schwerem Herzen, in Geduld eine vielleicht zu hoffende allmähliche Entwickelung der Verhältnisse zum Besseren abwarten, wenn wir uns der Überzeugung erwehren könnten, daß das Verbleiben in dem gegenwärtigen Zustande nicht allein gewissensbeschwerend, sondern auch für die Gewissen gefährlich und verantwortungsvoll

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/368&oldid=- (Version vom 1.8.2018)