Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/41

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die Erziehung seiner vier unmündigen Kinder allein auf ihm lag. Bei dem Uebermaß von Arbeit, welches er zu bewältigen hatte und bei dem Anspruch, welchen überdies die Pflichten der Gastfreundschaft an seine Zeit und Kraft stellten, war es nur der größten Energie und Consequenz möglich, die Aufgabe des Unterrichts und der Erziehung so weit zu lösen, als es Löhe wirklich gelang. Er machte es möglich, mit wenig fremder Hilfe und ohne die Dorfschule zu benützen, seinen Kindern nicht nur den gesammten Unterrichtsstoff der Volksschule beizubringen, sondern auch den Grund zu höherer Bildung in ihnen zu legen. Bis zu ihrer Confirmation waren sie ganz in seinem Unterricht und unter seiner Leitung; nur seine Tochter war während dieser Zeit auf ein Jahr einer Tante in Fürth zur Aufsicht und Pflege übergeben. Und auch deren Unterricht überwachte der Vater aus der Ferne mit einer bis ins Kleinste gehenden Sorgfalt. Wer wird es glauben, daß der vielbeschäftigte Mann sich Zeit nahm, der mütterlichen Pflegerin seiner Tochter brieflich eingehende Anweisung zu geben, wie sie der letzteren die Regeln der deutschen Orthographie am leichtesten beibringen könne, wie sie sie anhalten solle, die Feder beim Schreiben richtig anzusetzen, damit die Zähne derselben nicht knarrten etc.

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 Lag ihm schon an dem Unterricht seiner Kinder und der zweckmäßigen Ertheilung desselben so viel, so war ihm begreiflicher Weise die christliche Erziehung derselben ein noch weit größeres Anliegen. Für Jesum und seine Kirche wollte er sie erzogen wissen. Darum hielt er sie vor allem zum Gebet, zum Lesen des göttlichen Worts und zum Besuch der öffentlichen Gottesdienste an. Wie ihm aber selber der Name seiner geliebten Helene der zweite nach dem seines angebeteten Heilandes war, so wollte er auch seine Kinder im Andenken und in der Nachfolge der edlen Mutter leben sehen. Täglich pflegten seine Kinder

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)