Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/458

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Beichtkind, mein Beichtkind muß nicht notwendig mein Pfarrkind sein. Schon vor etwa acht (?) Jahren wurden, damals ohne diesen Drang, auf einer von uns in Nürnberg gehaltenen Pastoralkonferenz diese Unterschiede abgehandelt. Die damals anwesenden und eingeladenen Nürnberger Pfarrer widersprachen nicht, aber giengen nicht recht ein, weil man nicht sah wozu? Rudelbach gab bald darauf ähnliches. Doch verhallte eine der für Landeskirchen notwendigsten Lehren fast spurlos. Mir wurde es immer klarer, daß friedliche Scheidung und Bau des Reiches Gottes innerhalb der Landeskirchen nur durch den Ausbau der oben unterstrichenen Sätze möglich wird.

 Die neuesten Ereignisse in Bayern beweisen dies – und wenn wir auch gar nicht nach Konsequenzen jener Sätze, sondern einfach nach Zwang und Drang der Umstände handeln wollen, wie wir denn thun, so finden wir doch nichts anderes.

 Mein geliebter Bruder! hilf uns doch! Macht es uns möglich, in Eurer Mitte zu leben und zu sterben! Es ist schon wahr, das Wenige, was wir brauchen, kann für die äußere Gestaltung des Kirchenwesens sehr folgenreich sein. Aber was sollen wir thun! Was könntest denn Du an unserer Stelle thun, wenn Dich obige Bibelstellen erfaßt hätten? Du bist in großen Nöten, aber auch wir, die wir das Heiligtum nicht vor die Hunde werfen sollen. Ich sags mit Jammer; denn ich bin ja selbst nichts wert und sage alle Tage: „Meine Seele liegt im Staube, erquicke mich nach Deinem Wort.“

 O mein teurer Bruder, wie gern komme ich zu Dir nach München, wenn ich auf meinen Grundlagen verhandeln kann; sonst hälfe es nichts. Welch seliger Gewinn, wenn ich an Deiner Hand und mit Dir Gottes Wege gehen dürfte bis ins Grab!

 Ich habe den HErrn gebeten, keine Aufregung zu haben: „Heiligen Mut, guten Rat, gerechte Werke“ erbitte ich Dir und

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/458&oldid=- (Version vom 1.8.2018)