Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/475

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einfachen Gehorsam gegen jenes Apostelwort für recht befinde, um so mehr als es sich nach dem Wortlaut der Stelle nicht um ein außerordentliches charismatisches Thun, sondern um ein geordnetes amtliches Thun handle, da ja dort „die Ältesten der Gemeinde“ mit der Vornahme des Aktes beauftragt seien. Der Eindruck, den er von der Stelle hatte, war der, daß mit der dort gegebenen apostolischen Anweisung eine bleibende Einrichtung in der Kirche getroffen und das Amtsgebet mit seinem Segen auch zur Abhilfe leiblicher Not empfohlen werden sollte. Durch Berufung auf den deuterokanonischen Charakter des Briefes schien ihm die Bedeutung dieses Apostelworts um so weniger entkräftet werden zu können, als der Apostel ausdrücklich die Handlung „im Namen des Herrn“ vorzunehmen anordnet. Vor dem Irrtum endlich, ein ungebührliches Gewicht auf die Anwendung des Öls zu belegen, sicherte ihn die Wahrnehmung, daß v. 15 nicht dem Öl, sondern „dem Gebet des Glaubens“ die heilende Wirkung (die sich Löhe natürlich nicht als stätig und unfehlbar eintretend dachte) zugeschrieben werde. Nach alle dem glaubte Löhe nicht unbiblisch, sondern vollkommen schriftgemäß zu handeln, wenn er der so bestimmt ausgesprochenen Bitte jener Kranken willfahrte. Er glaubte aber auch nicht den Vorwurf unlutherischen Handelns befürchten zu müssen. Der Handlung irgendwie den Charakter eines Sakramentes, etwa gar im Sinne der letzten Ölung der römischen Kirche zu vindicieren, kam ihm nicht bei. Für die Zulässigkeit der Handlung von reformatorischem Standpunkt aus konnte er sich überdies auf die bekannte Stelle in Luthers großem Bekenntnis vom h. Abendmahl von 1529 berufen, wo Luther sagt: „Die Ölung, so man sie nach dem Evangelium hielte, Marci 6, 13 und Jakobi 5, 14 ließe ich gehen, aber daß ein Sakrament daraus zu machen sei, ist nichts. Denn gleichwie man anstatt der Vigilien und Seelmessen wohl möchte eine Predigt thun vom Tode und ewigen Leben und also bei dem Begräbnis

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/475&oldid=- (Version vom 1.8.2018)