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„Man muß sich recht darein ergeben,
Dann ist der schmale Weg auch breit genug zum Leben.“

 „Wie oft fällt mir das Gleichnis ein, das ich bei Melanchthon las, – daß wir im zeitlichen Leben wie in Mutterleib verschlossen seien, im Sterben kämen wir ans Licht des ewigen Tages. Es keimt mir je länger je mehr eine Lust, ausgeboren zu werden, wie meine Seligen, weil ich Licht in der Ferne, vor meinen Füßen Dunkel sehe. Ueber ein Kleines, so sind die Füße auf weitem Raum, und es leuchtet um uns her wie der Tag, und zwar ewiglich.

 „Ich weiß ja nicht, ob Ihnen aus meinen Worten und der von mir gemachten Erfahrung ein wenig Trost zugeht. Wenn auch nicht, so redet doch jeder Buchstabe, den ich aufs Papier schreibe, von meiner Theilnahme – und oft ist der so Heimgesuchte am offensten für den Trost der Gemeinschaft und Liebe, und die stumme Stille des Mitleids und die schweigende Hand brüderlicher Liebe gibt ins Herz manchmal den ersten Strahl der Hoffnung, daß die Nacht, darin wir wandeln, doch Licht sei, und daß bald eine Erkenntnis unserer Leiden kommen könne, die uns anbetend in Lob und Dank auf die Kniee niederzieht.

 „Der Geist unsers HErrn tröste Sie, und der Friede Gottes sei mit Ihnen und

Ihrem treuen 
Wilhelm Löhe, Pfr.“ 
 Neuendettelsau, am Tage Marien Magdalenen,
 22. Juli 1857.


 An Herrn v. Raumer.

 „Du fragst gütig nach meinem Hause. Am Freitag bin ich mit all dem Volke, dem ich Hausvater heiße, nach Bechhofen gegangen. Es war ein duftiger Himmel, wie vor zwei Jahren, da ich mit Helenen an demselben Tage nach Petersaurach zur

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)