Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/157

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Nachdem die der Kgl. Regierung vorgelegten Satzungen des Vereins genehmigt worden waren, traten am 13. März 1854 sechs Frauen und acht Geistliche, sämmtlich der Diözese Windsbach angehörig, in Neuendettelsau zusammen und konstituierten sich als Muttergesellschaft. Diese Muttergesellschaft, der die Ausführung der Vereinszwecke und Leitung der Vereinsangelegenheiten oblag, bestand aus einem Kollegium von männlichen Helfern und einem Frauenvorstand, der sich seinerseits wieder aus den leitenden Schwestern oder Vorsteherinen, den Helferinen und den Vorsteherinen der Hilfsvereine zusammensetzte.

 Am 14. März berief Löhe Jungfrau Karoline Rheineck, eine ehemalige Kaiserswerther Diakonissin, Jungfrau Amalie Rehm und Fräulein Helene von Meyer, drei begabte und bewährte und für den Gedanken des Diakonissentums begeisterte Jungfrauen, als Vorsteherinen an die Spitze der Muttergesellschaft.

 Der neugegründete Verein hatte nach § 1 seiner Statuten als allgemeinen Vereinszweck: „Erweckung und Bildung des Sinns für den Dienst der leidenden Menschheit in der luth. Bevölkerung Bayerns,


    mußten. Löhe ließ seinen Diakonissen in Bezug auf sakramentlichen Anschluß Freiheit der Wahl, freilich nicht ohne Misvergnügen darüber, wenn die Wahl gar zu leicht der bequemeren Praxis sich zuneigte. In einer Bußtagspredigt z. B. über das Thema: Welchen Anteil hat das Diakonissenhaus an dem Bußtag der bayerischen Landeskirche zu nehmen? tadelte er seine Schwestern, „daß sie nicht blos an den allgemein landeskirchlichen Sünden (Mischung der Guten und Bösen, die man erträgt ohne die Liebe der Zuchtübung), sondern auch an den speziellen Sünden der bayerischen Landeskirche (mit deren Entstehen und Bau die Mengung der Confessionen und die gemischte Abendmahlsgemeinschaft innig verbunden sei) sich beteiligten, wenn sie der Beruf in die verschiedenen Gegenden dieses wunderlich gemengten Königreichs führe.“ Dem in seinem „Gutachten in Sachen der Abendmahlsgemeinschaft 1863“ eingenommenen Standpunkt entsprechend mußte Löhe freilich auch seinen Diakonissen gegenüber in diesem Stück später eine mildere Praxis eintreten lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)