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aber auch die von hervorragenderen Gliedern der Schwesternschaft bearbeiteten Themata legen Zeugnis ab von dem Bildungsgrad der Schwestern, ihrer Fähigkeit zur geistigen Erfassung ihres Berufs, überhaupt von einer gewissen Höhe geistigen Lebens und Strebens, wie sie später im Diakonissenhause nicht wieder erreicht worden ist, auch bei der bitteren Notwendigkeit, die Lernzeit der Diakonissen möglichst abzukürzen, gar nicht mehr angestrebt werden konnte. Übrigens – bei aller Hochschätzung der Berufsbildung – betonte Löhe doch nicht minder, daß sie gerade im Diakonissendienst ohne Fortschritt in der Tugend und ohne christliche Charakterbildung nichts wert sei. „Alle Tüchtigkeit und Berufsbildung, sagte er, ist kainisch ohne Herzensbildung und Heiligung.“




Die Diakonissengenossenschaft. Der „Orden vom Hause Stephana.“


 Anfangs war Löhe, wie er selbst bekennt, dem Gedanken, als sollten die Diakonissen eine Art von geschlossener Schwesternschaft oder Orden bilden, völlig abhold. In dem ersten Jahresbericht, den das Diakonissenhaus veröffentlichte, wurde sogar die Absicht ausgesprochen, eine Diakonissin, die in ihrem Wirkungskreis sich bewähre, aus der engeren Abhängigkeit vom Diakonissenhaus (der Begriff „Mutterhaus“ existierte damals noch nicht) zu entlassen und ihr eine mehr oder weniger selbständige Stellung einzuräumen. Man sieht, es regierte damals noch die Idee des altkirchlichen Gemeindediakonissentums. An der Hand der Erfahrung aber klärten und berichtigten sich bald die Anschauungen. Aus der Mitte der Diakonissen selbst wurde zuerst das Bedürfnis laut nach einem

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)