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gestärkt durch Löhes Sendlinge, in der Ohiosynode die Oberhand gewinnen würde. Auf der Synode von Zanesville 1844 errang die deutsch-lutherische Sache einen vorübergehenden Sieg. Allein schon die nächste Synodalversammlung in Lancaster vom Jahr 1845 stieß die in Zanesville gefaßten Beschlüsse wieder um. Die englisch gesinnte Mehrheit entschied – unter Verletzung der Seminarskonstitution – daß im Seminar zu Columbus neben der deutschen Sprache die englische als Unterrichtssprache dienen sollte, ein Beschluß, der nach Lage der Dinge nur der erste Schritt zur völligen Anglisierung des Seminars sein konnte. Schlimmer noch war es, daß dieselbe Mehrheit einer Bittschrift der konfessionell gesinnten Minderheit um Abschaffung verschiedener unlutherischer Mißbräuche (Gebrauch der unierten Spendeformel beim heiligen Abendmahl, Bedienung reformiert-lutherischer Gemeinden etc.) in keinem Punkte Berücksichtigung zu teil werden ließ.

 Unter diesen Umständen war für Löhes Sendlinge nicht mehr länger ihres Bleibens in der Ohiosynode. Sie erklärten im September 1845 ihren Austritt aus derselben. Aus ähnlichen Gründen sagten sich im folgenden Jahre die der Michigansynode beigetretenen Sendlinge Löhes von derselben los.

 So war eine Verbindung gelöst, welche beiderseits unter schönen Hoffnungen geschlossen war. Doch schied sich freilich nur, was innerlich nicht zusammengehörte und was sich von Anfang an nicht vereinigt haben würde, wenn man sich beiderseits richtig erkannt hätte.[1] Daß die Trennung dennoch nicht ohne Schmerz vor sich


  1. Allerdings fanden manche Freunde des amerikanischen Werks in Deutschland diese Trennung der Sendlinge Löhes von der Ohiosqnode übereilt und sein Dringen auf Pflege und Erhaltung nationaldeutschen Wesens in Amerika unnötig. – Löhe rechtfertigte sein und seiner Sendlinge Verhalten. „Deutsche Seminarien – sagte er – sind durchaus notwendig, wenn bei fortschreitender Anglisierung der Deutschen dereinst eine lutherische Kirche in englischer Zunge [25]
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)