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seiner Frau hatte er nur die Nutznießung bis zur Großjährigkeit seiner Kinder. Von dieser Zeit an war er auf sein Pfarreinkommen und allenfallsigen literarischen Erwerb beschränkt. Aber auch von dem, was er an Honoraren verdiente, floß manches den Anstalten und ihren Zwecken zu. Die Geringfügigkeit der Mittel, die ihm zur Bestreitung seiner Bedürfnisse und der Unterhaltung seines Hauswesens zu Gebote standen, wird es erklären, daß der Druck der Armut und die Anfechtung der Sorge auch ihm nicht ferne blieb. „Ich habe nichts Gewisses – schreibt er einmal nach einem Überschlag seiner finanziellen Lage – als die Pachtgelder des Pfarrguts, monatlich ca. 21 fl., das Holz, von dem ich etwa um 80 fl. verkaufen kann, das Getraide für 76 fl. und eine Baarbesoldung von ca. 41 fl. von Hrn. v. E. und 228 fl. Interessen von Ablösungscapitalien. Davon, sowie von den geringen Casualien und von den je und dann anfallenden Honorarien hatte er die Kosten seines Haushalts, Abgaben und Ehrenausgaben, sowie den Gehalt für seinen Vikar (Dr. W.) zu bestreiten, der allerdings, da er den größeren Teil seines Einkommens als Lehrer der Missionsanstalt von letzterer erhielt, von Löhe nur 10 fl. monatlich bezog. Die jetzt für bejahrtere Geistliche so wohlthätige Einrichtung der Alterszulagen bestand damals noch nicht. Wenn wir recht berichtet sind, so wurde Löhe diese Wohlthat nur einmal zu teil, im Jahr 1871. Er empfing die kleine Aufbesserung dankbar, aber doch mit der etwas wehmütigen Bemerkung: es werde die erste und letzte Zulage sein, die er erhalte. So war es auch. Bedenkt man, daß auch an Löhes Gastfreundschaft, namentlich in früherer Zeit, zuweilen starke Ansprüche gemacht wurden, so wird man sich nicht wundern, daß bei ihm keine Schätze dieser Erde sich ansammeln konnten. Aber auch darüber nicht, daß er, der in finanziellen Sorgen und Nöten des Diakonissenhauses die glaubensmutige Parole ausgegeben hatte: „Jede Verlegenheit ist eine Blüte,“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/299&oldid=- (Version vom 1.8.2018)