Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/304

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wenig als möglich beschwerlich mache, so hat wol auch der Biograph ein Recht, die von Löhe geübte, großartige Uneigennützigkeit unter seinen Ehrentiteln aufzuzählen. Daß auch sein älterlicherseits geerbtes Vermögen und manches Honorar der Diakonissensache und Zwecken des Reiches Gottes geopfert wurde, ist schon früher angedeutet; Opfer, die um so schwerer wogen als er, wie aus den vorstehenden Mitteilungen ersichtlich, sie ja nicht aus seinem Überfluß oder Reichtum brachte, sondern mit mehr Recht als David 1 Chron. 23, 14 sagen konnte: er habe alles, was er gegeben, „in seiner Armut verschafft zum Hause Gottes.“ Daß er auch in früheren Zeiten, als Dettelsau noch nicht ein einziges anständiges Gasthaus besaß, weitgehende Gastfreundschaft übte, und namentlich in Festzeiten sein Haus von Gästen gefüllt war, ist gelegentlich auch schon erwähnt worden. Er selbst nahm die Gastfreundschaft andrer nur sehr mäßig in Anspruch, wie es überhaupt seine Art nicht war, die „zumutende Liebe“ zu üben.

 Noch folgendes Beispiel seiner Uneigennützigkeit verdient Mitteilung. Auf Wunsch der Gemeindeglieder und Antrag Löhes war durch Dekret vom 1. Januar 1848 das Filialdorf Reuth, das in Neuendettelsau zwar eingeschult, aber in dem eine Stunde entfernten W. eingepfarrt war, der Pfarrei Neuendettelsau imparochiert worden unter der Bedingung, daß der damalige Pfründeinhaber von W. sämmtliche Einkünfte des Filials genieße, so lange er auf der Pfarrei W. bleiben würde. Am Tag, da er das Rescript erhielt, schrieb Löhe an seine Tochter: „Diese Arbeit bringe ich dem Herrn Jesus als ein geringes Opfer meines Dankes dar, darum daß Er mich und Deine selige Mutter und Euch mit seinem Blute erkauft und zu seinem ewigen Eigentum erkoren hat.“

 Das Opfer wurde von dem HErrn auch angenommen und zwar für die ganze Dauer des Lebens Löhes. Wenigstens war es ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß der Pfarrer von W. gerade

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/304&oldid=- (Version vom 1.8.2018)