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Sendlinge das lebhafte Bedürfnis einer Anlehnung an die in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht tüchtiger geschulten sächsischen Pastoren, durch welche sie – wie einer sich ausdrückte – von der eigenen theologischen Unzulänglichkeit befreit zu werden hofften. Sie hatten nur das Bedenken, ob sie ohne innere Untreue die Vertretung der Löheschen Gedanken über Kirchenverfassung fallen lassen könnten, und wandten sich deshalb an Löhe um Rat und Weisung. Löhe besaß Geistesfreiheit genug, sie unter den obwaltenden Umständen von einer solchen Pflicht zu entbinden. „Die Bedenken der sächsischen Brüder zu heben – schrieb er am 12. Oktober 1846 an Dr. Sihler –, bedürfte mein Gedanke einer Vertretung, welche gegenwärtig jenseits unmöglich ist. Ich schätze aber die Einigkeit viel höher als die Ausführung meiner liebsten Gedanken in dieser Sache. Es ist mein vollster Ernst, daß die Einigkeit auf Grund – nicht aller Worte Luthers (denn die Kirche ist ihm nicht in allem und jedem gefolgt) –, aber auf Grund der Concordia von 1580 die Hauptsache sei. Deswegen entbinde ich auch alle meine Freunde, welche gegen die neue Synodalverfassung einige Bedenken haben, hiermit einer jeden wahren oder geglaubten Verbindlichkeit, etwas anderes geltend zu machen, als in der Konferenz von Fort Wayne angenommen wurde. Sie können meines Ermessens mit voller Seelenruhe der Synode beitreten, und, wäre ich drüben, ich würde auch beitreten.“

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 Allerdings verwahrte sich Löhe gleichzeitig gegen die Mißdeutung, als habe er seine eigene Überzeugung in der Sache geändert. „Indem ich aber das sage – fuhr er fort –, habe ich kein Wort von dem zurückgezogen, was ich meine Schüler gelehrt. Ich wünschte es nur aus allem Streit entnommen und der stillen Überlegung und dem Studium der betreffenden Schriftstellen anheim gegeben. Möge bei den praktischen Erfahrungen, die Sie alle machen, das, was die Schrift und die erste Zeit über Verfassung

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)