Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/61

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Lohn genug für eine solche Missionsthätigkeit, wenn es gelänge, „einem sterbenden Volke mit der Fackel des Evangeliums heimzuleuchten zum ewigen Leben.“ Aber auch dieses Hoffnungsziel war noch zu hoch gesteckt. Man mußte die Erwartungen noch niedriger spannen und mit der Beute einzelner Seelen sich begnügen nach dem Vorbild des großen Heidenapostels, der, obwohl er Garben erntete, doch auch zufrieden war, wenn er unter Juden und Heiden nur „ihrer etliche“ gewinnen sollte. Trauriger noch als dieser geringe Erfolg waren die Erfahrungen von Glaubensschwäche und Untreue solcher Seelen, die für Christum sicher gerettet schienen. Die betrübendste Erfahrung dieser Art war der Abfall einer ganzen Christengemeinde, der vordem so blühenden Indianergemeinde in Shebahyongk. Den teuflischen Einflüsterungen eines englischen Indianerhändlers, der den einfältigen Leuten einredete: ihre Pfaffen wollten sie in Knechtschaft und Sklaverei stürzen; die Bibel sei ein Lügenbuch etc., war es gelungen, die Herzen der Indianer in Shebahyongk mit unbesieglichem Mißtrauen gegen den von ihnen früher wie ein Vater verehrten Missionar zu erfüllen. Die Folge war der Abfall der ganzen Gemeinde vom christlichen Glauben. Nach Wochen vergeblichen Wartens und vergeblicher Versuche, die Bethörten eines Besseren zu belehren, mußte der Missionar Auch tiefbetrübt die Frucht jahrelanger Arbeit verloren geben und den Wanderstab ergreifen. Auch die Missionsstation in Bethanien hatte nicht mehr lange Bestand. Anfangs der sechziger Jahre ließ die Regierung zu Washington den Indianern Michigans die Weisung zugehen, sich sämtlich in einen bestimmten Bezirk von Michigan, Isabella County zurückzuziehen, wenn sie nicht anderswo rechtlich erworbenen Landbesitz nachweisen könnten. Trotzdem nun die Indianer in Bethanien von seiten der Mission mit dem schönsten Land versorgt worden waren, und der Missionar (Mießler) sie dringend zum Bleiben in Bethanien ermunterte, zogen sie doch sämtlich nach

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)