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Knoke & Dressler: Die Wochenstube

Kühe mit dem Euter und Hintertheile im Kothe liegen, und wie häufig die Kühe mit eingetrockneten Kothkrusten bedeckt sind, so kann die Verunreinigung der Milch mit Excrementen nicht Wunder nehmen. Man kann sich davon leicht überzeugen, daß oft recht beträchtliche Mengen von diesen Stoffen in der Milch enthalten sind, wenn man wenigstens 1 Liter Milch in einer weißen Glasflasche einige Stunden ruhig stehen läßt und dann von unten durch den Boden der Flasche sieht.

Man wird dann, namentlich bei Milch, die man kurz nach dem Melken direct aus dem Stalle holt, aus der sich also noch nichts abgesetzt hat, grünliche oder schwärzliche, splitterige Partikel abgesetzt finden, deren Natur nicht zu verkennen ist.

Wenn ich nun in dem Gehalt der Milch an Kuh-Excrementen, die Wirkung des Futters auf die Gedeihlichkeit der Kindermilch hauptsächlich suche, so geschieht dieses auf Grund des folgenden Gedankenganges: Verschiedenes Futter erzeugt verschiedenen Darmkoth, anderer Darmkoth erzeugt andere Zersetzungen in der Milch und beeinflußt damit auch die Zersetzungsvorgänge im Verdauungsapparate des Säuglings. Nur diese Auffassungsweise kann eine glaubwürdige Erklärung dafür finden, daß blähende Futterstoffe auch blähend wirkende Milch geben; insofern als die Gährungserreger, welche im Verdauungsapparate der Kuh Gährungen erzeugen, die mit starker Gasentwicklung verbunden sind, in den Darm des Kindes gelangen und dort weiter wirthschaften. Ich kann also meine Meinung über den Einfluß des Futters der Kühe auf die Gedeihlichkeit der Milch für Säuglinge dahin zusammenfassen:

Unter den üblichen Verhältnissen der Milchgewinnung findet eine Verunreinigung der Milch mit Futterbestandtheilen, Kuh-Excrementen und anderen Stoffen statt, welche Träger von Gährungserregern sind. Letztere können gutartiger oder bösartiger Natur sein, und von der Natur und Menge dieser Gährungserreger wird es abhängen, ob eine Milch gedeihlich oder schädlich ist.

Um aus der Produktionsweise der Milch auf die Gedeihlichkeit derselben schließen zu können, wird man nun anstatt zu fragen: Mit was ist die Kuh gefüttert? richtiger zu fragen haben: Was für ein Kuhkoth ist in der Milch?

Daß die Milch übrigens im praktischen Betriebe kaum vermeidbar der Verunreinigung auch durch makroskopische Dinge ausgesetzt ist, geht aus der Unerläßlichkeit und der auch überall durchgeführten Manipulation des Milchseihens hervor; sowie weiter aus der Thatsache daß man selbst auf Specialausstellungen für Butter, Butter findet, die Kuhhaare enthält!

Ein weiterer Umstand, durch welchen die Unähnlichkeit zwischen natürlicher und künstlicher Ernährung noch mehr vergrößert wird, ist darin zu suchen, daß die Zersetzung der Milch durch ungeeignete Behandlung der letzteren in Haus und Kinderstube beschleunigt wird. Zur

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Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2023)