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Seite:Wochenstube.djvu/17

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Knoke & Dressler: Die Wochenstube

sich beträchtliche Mengen Alkohol in der Milch bilden und daß durch diese Temperatur überhaupt die Entwickelung und Vermehrung aller Gährungserreger am meisten begünstigt wird.

Derartige Thatsachen bringen uns unwillkürlich auf den richtigen Weg, wo wir die Mißerfolge der künstlichen Ernährung der Säuglinge mit Kuhmilch zu suchen haben.

Die Hauptsache wird vernachlässigt, dafür schenkt man aber ganz untergeordneten Dingen ganz besondere Aufmerksamkeit. Hierher gehört die so beliebte Milch „einer“ Kuh und das directe Einmelken der Milch in ein mitgebrachtes Gefäß; letzteres geschieht aus Angst vor einer etwaigen Fälschung der Milch und um ja sicher zu gehen, daß man die Milch der „Einen“ Kuh erhält. In beiden Fällen wird das Gegentheil von dem erreicht, was man beabsichtigt. Die Milch der „einen“ Kuh stellt kein gleichmäßiges Ernährungsmittel dar, sondern schwankt in ihrer Zusammensetzung von einem Tag zum andern um Beträchtliches, während sich bei Mischmilch diese Differenzen ausgleichen. Beim directen Einmelken der Milch in die mitgebrachte Kanne erhält man nur einen Theil des Gemelkes und setzt sich dem aus, daß man an einem Tag das erste Fünftel des Gemelkes mit 2 Proc. Fett und am andern Tage das letzte Fünftel mit 8 Proc. Fett erhält. Ein intelligenter Stallbesitzer wird es indessen vorziehen, solch klugen Kunden immer nur das erste Fünftel, also Magermilch zu verabreichen, so daß der vor Fälschungen Zitternde doch seine gefälschte Milch hat, ohne es zu wissen und ohne dem Fälscher etwas anhaben zu können.

Einen positiven Vorschlag zur Behebung der wesentlichsten Uebelstände, die bisher mit der Anwendung der künstlichen Ernährung verknüpft waren, liegt Folgendes zu Grunde: Wie schon ausgeführt, ist die Ueberlegenheit der natürlichen Ernährung des Säuglings im Wesentlichen darin suchen, daß bei der natürlichen Ernährung dem Kinde keimfreie Milch zugeführt wird, während bei der Ernährung des Säuglings mit Kuhmilch diesem eine Milch verabreicht wird, welche Gährungserreger und schädliche Organismen enthält und sich häufig im Zustande bereits geronnener Zersetzung befindet. Durch Tödtung oder genügende Abschwächung dieser Organismen wird man die Unähnlichkeit der natürlichen mit der künstlichen Ernährung, wenn auch nicht ganz, so doch der Hauptsache nach aufheben. Da aber eine vollständige Sterilisirung der Milch schwierig durchzuführen und mit Umständlichkeiten verknüpft ist, so wird man im Interesse der Anwendbarkeit und Einbürgerung eines dahin abzielenden Verfahrens sich damit begnügen können, wenn das der Sterilisirung bekanntlich sehr hartnäckig widerstehende Milchsäureferment soweit abgeschwächt ist, daß sich die Milch bei mittlerer Zimmertemperatur 3 bis 4 Wochen ohne zu säuern erhält. Dieser Sterilisirungsgrad wird erreicht, wenn man die Milch in verschlossener Flasche 35 bis 40 Minuten bei der Siedetemperatur des Wassers erhitzt. Es

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Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/17&oldid=- (Version vom 1.8.2023)