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Knoke & Dressler: Die Wochenstube

Die Anwendung des Apparates selbst befindet sich in der Anweisung, die klar und deutlich seine Construction und die Art der Abkochung lehrt.

In der Regel giebt man dem Säugling zu viel Nahrung, sowohl in Bezug auf die Menge, Quantität, als in Bezug auf die Beschaffenheit, Qualität. Wenn man bedenkt, daß die Säuglinge fast gar keine Bewegungen sich machen können, mithin der Stoffverbrauch in diesem kindlichen Alter ein sehr geringer ist, so braucht die Zufuhr der Nahrung nicht so bedeutend zu sein. Man beachte deshalb folgende Regeln:

Bis zum 1. Monat gebe man 1 Theil Milch und 3 Theile Wasser.
" 3. " 1 " 2 "
" 4.-6. " 1 " 1 "

Vom 6. Monat aber versuche man die reine, unverdünnte Milch. Scheint dieselbe einem Säugling noch zu schwer verdaulich, so verdünnt man die Milch noch etwas und versuche es nach 2 bis 3 Wochen abermals mit reiner Kuhmilch. Hier heißt es, wie so oft, „Probiren geht über Studiren“. Jeder Kindesorganismus ist verschieden, und die genaue Beobachtung der Ausleerungen und der Gewichtszunahme bedingen in der Regel die verschiedenen Mischungen der Milch.

Sehr gern trinken die Kinder die verdünnte Milch, die mit schwachem Fenchelthee statt mit Wasser verdünnt ist, man verhütet dadurch auch die leichte Neigung der Kinder zu schmerzhaften Blähungen. Ist ein Kind bei dieser Nahrung sehr hartleibig, so thue man in jede Flasche Milch eine kleine Messerspitze voll doppeltkohlensaures Natron.

Neigt ein Kind dagegen zu Durchfall, so versetze man die Milch mit ½ Eßlöffel verdünntem Kalkwasser zu einer Flasche und lasse natürlich das Natron weg.

Sehr zu empfehlen sind die Timpe'schen Milchplätzchen, die man in jeder Apotheke erhält und die Milch leicht verdaulich machen. Die Anwendung derselben ist auf der Gebrauchsanweisuug genau beschrieben.

Hat ein Kind dagegen heftigen Durchfall, so lasse man 1 bis 2 Tage die Milch ganz weg, gebe dem Kinde nur Haferschleim (nicht Hafermehl) und consultire möglichst bald einen Arzt, sollte der Durchfall nach 1 bis 2 Tagen nicht beseitigt sein.

Will man sich überzeugen, ob dem Kinde die Kuhmilch bekommt – am zweckmäßigsten ist es, man versorge sich nur die sogenannte Kindermilch, die von trocken gefütterten Kühen stammt –, ob die Ernährung zunimmt, so mache man wöchentliche Wägungen. In der Regel soll das Kind im

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Knoke & Dressler: Die Wochenstube. eigen, Dresden 1885?, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wochenstube.djvu/34&oldid=- (Version vom 2.8.2023)
1. Monat pro Tag 35 Gramm zunehmen,
2. " 32 "
3. " 28 "
4. " 22 "