Seite:Zapolska Käthe.djvu/008

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Jetzt erst trat Käthe einige Schritte vor und stand mitten in der Küche in dem schmalen Lichtstreifen, der durchs schräge Fensterchen in der tiefen Mauernische eindrang.

Um so deutlicher hob sich in dieser Beleuchtung die riesige Mädchengestalt ab und vergrößerte sich noch im Vergleich zu den übrigen im Dunkel verschwindenden Gegenständen.

Der große, kräftige Kopf war durch breiten Nacken mit dem Rückgrat verbunden, mit dunklem Haar bedeckt und vornübergeneigt. In der Form hatte er etwas statuenhaftes, etwas von den Sklavinnen des Altertums, die dazu bestimmt waren, auf dem Kopfe schwere Weinkrüge zu tragen.

Die niedrige, glatte Stirn, durchzogen von den dunklen Linien der Augenbrauen, die grade, nur in den Flügeln etwas gerundete Nase, der frische Mund mit den tadellosen Zähnen und das rundliche Kinn, dies alles, bestrahlt von den großen Rehaugen, schuf ein liebliches, anziehendes Bild.

Aus diesem ganzen, von Wind und Wetter gebräunten Antlitz sprachen nur Sanftmut, Herzensgüte und Vertrauen.

Die runden vollen Arme, der nur etwas zu breit gezeichnete Hals und die breiten, kräftigen Schultern zeigten beinahe den Typus eines Arbeitstieres, das nur zum Tragen schwerer Lasten und zu sogenannter „grober Hausarbeit“ dient.

Solch kerngesunde Körper mit üppigen Formen bietet das beste Material zur Mutter eines zahlreichen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/008&oldid=- (Version vom 1.8.2018)