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im Einklange mit der Farbe des hinter ihr sich erhebenden Gebäudes und verschwanden daher in unbestimmten Linien.

Vor ihr standen auf einem breiten, mit Blech beschlagenen Schenktische in langer Reihe die dicken, grünen Kelchgläser mit den Füßchen nach oben in der steifen Grazie von Zirkustänzern. Auf einer schartigen Schüssel blinkte ein ganzer Stoß von kleingeschlagenem Zucker. Zinnlöffel, von langem Gebrauch verdünnt und in falschem Glanze schimmernd, lagen lang hingestreckt wie Kriegsvolk im Küraß harrend des Alarmsignals.

Alle Augenblicke nahte sich eine Kellnerin, um sich über den Schenktisch zu neigen und nach Zucker oder Löffeln zu greifen.

Die dicke Wirtin rührte sich nicht, sondern blickte nur auf die plumpen Finger der Kellnerin, um diese mit leiser Stimme zu rüffeln, wenn sie zu viel Zucker in die kleinen länglichen Schalen legte.

Ab und zu erhob sich auch ein Gast, um zum Schenktisch zu treten und seine Zeche zu bezahlen.

Gemächlich warf die Wirtin mit der fetten Hand das Geld in die Öffnung der Schenktischkasse und starrte dann wieder regungslos mit den grauen, fast farblosen Augen nach dem vor ihr stehenden Staketenzaun.

Die Kellnerinnen in ihren gestärkten Röcken tummelten sich beständig unter den Gästen herum, meist nur der Bewegung halber, an die sie gewöhnt waren…

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/031&oldid=- (Version vom 1.8.2018)