„Heraus mit ihm, sage ich! Wer kennt dich denn? Gott weiß, was du für eine Herumtreiberin bist, die morgen mich bestiehlt und davonläuft! Und dafür soll ich dir noch etwas bezahlen? Die dumme Julia macht es aber immer so. Mir nichts, dir nichts, wirft sie das Geld auf die Straße, als wär’ es ihr Eigentum. Barmherziger Gott, was soll noch aus mir werden!“
Dann trat er einige Schritte vor und kauerte, eine lange, zerfaserte Schnur hinter sich herziehend, sich an die Erde und fragte: „Soll hier etwa aufgewischt sein? Nur der Schmutz ist verschmiert und morgen schon wieder zu sehen. Das muß sofort besser gemacht werden.“
Dabei sah er sich überall um, als erinnere er sich an etwas oder zähle es: „Da liegen vierzehn Stück Holz für morgen Mittag. Das muß dir genügen. Halte das Geschirr nur immer recht sauber; das ist meine Arbeit und kostet mich nicht wenig!“
Plötzlich sprang er auf und ergriff mit dem Ärmelstoffe den auf dem Tische stehenden Samowar.
„Barmherziger Gott!“ rief er aus und verschwand mit dem Samowar in der nach der Stube führenden Tür.
Käthe stand eine Zeitlang regungslos da, um die Eindrücke zu ordnen, die dieser sonderbare Mensch auf sie gemacht hatte. So erwartete sie seine Rückkehr. Schon jetzt fühlte sie, wie schwer dieser Dienst sein werde. Leider aber hatte sie keine Wahl. Wo sollte sie einen besseren finden mitten im Quartal?
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/064&oldid=- (Version vom 1.8.2018)