Seite:Zapolska Käthe.djvu/067

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Die Frau aber zeigte beim matten Lichtschein, der noch durch das kleine Fenster fiel, im bleichen Antlitze den Ausdruck leichter Besorgnis über diese erzwungene Erklärung vor einer Magd, die sie kaum seit einigen Stunden kannte.

„Hast du mich verstanden und weißt du, was du zu tun hast?“

Dies wußte Käthe allerdings, nur nicht, weshalb sie es tun sollte.

Von ihrem Instinkte geleitet, fragte sie dennoch nicht weiter, um nicht noch mehr diese bleiche Frau zu beschämen, die so jämmerlich vor ihr stand und fast erdrückt wurde von ihrer Lüge.

„Bedenke wohl“, fuhr die Frau mit sanfter Stimme fort, „daß du vor allem bei mir dienst. Daher verlaß ich mich auf dich und befehle dir, zu schweigen. Verrätst du trotzdem etwas dem Herrn, so jag’ ich dich fort, mich aber setzest du den größten Unannehmlichkeiten aus.“

Bei diesen Worten klang ihre Stimme jedoch durchaus nicht drohend, sondern wie traumhaft gedämpftes Schluchzen, welches dumpf verhallte in der breiten Brust.

Tiefes Mitgefühl empfand Käthe plötzlich mit dieser Frau, die so lügen mußte mit so schlecht verhehlter Angst. Und mit der gewohnten Solidarität unter Frauen gegenüber den Männern, beschloß sie, so viel in ihren Kräften stand, dieser guten, blassen Frau zu helfen, die so freundlich und offen zu ihr sprach, während der Herr ihr nur die Stücke Holz

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/067&oldid=- (Version vom 1.8.2018)