Seite:Zapolska Käthe.djvu/090

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Alle Droschken aber rollten vorüber, als verfolgten sie sich im Dunkel, bis sie endlich darin verschwanden. Bald darauf tönte es abermals in der Luft. Die immer falsch gehende Uhr der Paulinerkirche schien in verspätetem Echo die vorhin vom Rathausturm verkündete Stunde zu wiederholen.

Endlich begann Johann sich zu rühren. Die Zeit zum Türschließen war gekommen, und er liebte bei diesem Geschäfte die Pünktlichkeit. Daher hielt er es für angemessen, die noch immer regungslos dastehende Käthe zu fragen, wie lange sie hier noch stehen wolle.

„Fräulein, wenn Sie noch jemand erwarten“, sagte er anzüglich, „so müssen Sie draußen bleiben, denn jetzt muß ich die Haustür zuschließen. Wenn der „Bräutigam“ kommt und Sie genug mit ihm geplaudert haben, so klingeln Sie nur und bezahlen mir, was mir zukommt.“

Wohl wußte er, daß er sie damit kränke, doch tat er dies absichtlich. Ihrer Antwort harrend, erwartete er, sie werde ihn im Zorn mit einer Flut von Schmähworten überschütten oder ihn wenigstens ordentlich abführen.

Käthe aber verließ in aller Ruhe den dunklen Türpfosten und verschwand, ohne auch nur mit dem Kopfe zu nicken, im Hausflur.

Auf der Treppe blieb sie ein Weilchen stehen und lehnte sich an das Geländer.

„Am besten tu’ ich, wenn ich gar nicht mehr mit ihm spreche“, dachte sie, ohne sich selbst den Unwillen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/090&oldid=- (Version vom 1.8.2018)