Seite:Zapolska Käthe.djvu/121

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Als Käthe, das dünne Büchlein an die Brust pressend, das Schlafzimmer verlassen, atmete Julia erleichtert auf, um dann fast das ganze Gesicht in den Kissen zu bergen und in den blutarmen Frauen eigentümlichen Halbschlummer zu versinken.

Hochbeglückt kehrte Käthe in die Küche zurück.

Endlich hatte sie eine Unterhaltung und wußte, daß ihr jetzt die Stunden schneller vergehen würden.

Jetzt war es erst vier Uhr und sie hatte noch vier Stunden Zeit, bis sie den Samowar zum Tee besorgen mußte. Bis dahin las sie wenigstens die halbe, vielleicht auch die ganze Geschichte.

Nächste Woche durfte sie zwar ausgehen. Da ihr aber die Geschichte weit interessanter war, wollte sie lieber zu Hause bleiben, um sie bestimmt zu Ende zu lesen.

Und ganz erfüllt von der Wichtigkeit des Augenblicks, stellte sie den Küchenstuhl dicht an das kleine Fenster, durch welches, wenn auch nur spärlich, das Tageslicht eindrang.

So hell war es freilich nicht, wie bei der gräflichen Köchin. Denn dort war die Küche viel geräumiger und hatte ein breites Fenster.

Was half es aber; das ließ sich eben nicht ändern; also hieß es, die Augen gut aufmachen und das Buch möglichst an das Licht halten.

Und mit freudestrahlendem Gesicht öffnete Käthe das Buch und bemühte sich zunächst, den Titel und den Namen des Verfassers und Herausgebers zu buchstabieren.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)