Seite:Zapolska Käthe.djvu/130

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Keller und Boden erfüllte, alle Mieter störte und die öffentliche Moral verhöhnte.

Allem Brauche zuwider währte jedoch die Freundschaft zwischen Johann und Mary ungestört fort und manchmal sogar, wenn letztere sich verspätete, nahm ersterer sich selbst sein „Sperrgeld“ in Gestalt eines Kusses auf Marys warme Schultern und von der Haustür bis auf die Treppe erschallte ihr gedämpftes Kichern… –

So standen die Dinge, als Käthe dort in das Haus kam. Als daher Johann in seiner verletzten Eigenliebe offen gegen Käthe auftrat und noch dazu sie „Küchendragoner“ nannte, unterstützte ihn Mary eifrigst bei seinen Spöttereien.

Mit dem Instinkte, der auch dem auf niedrigster Stufe stehenden Weibe eigentümlich ist, fühlte sie heraus, daß Käthe trotz alledem Johann gefiel und ihn beschäftigte.

Obgleich sie längst einen anderen „Schatz“ hatte, wollte sie nicht, daß Johann sich so schnell über ihren Verlust tröste. Daher trat sie entschieden gegen Käthe auf, indem sie die anderen Mädchen gegen sie aufhetzte und sie im ganzen Hause lächerlich machte.

Nicht minder half sie Johann bei allerlei Schabernack, für den dann die Ärmste mit ihrem kargen Lohne aufkommen mußte.

Bald zerrissen sie ihr die alten, zusammengebundenen Wäscheleinen, bald gossen sie ihr das Regenwasser aus der Tonne, das sie sich mühsam aufgefangen hatte. Über die dunkle Treppe zogen sie

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)