Seite:Zapolska Käthe.djvu/144

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Dann ergoß sich in den engen Raum des Stübchens eine neue Flut von Ausdrücken, wie sie Rosa in den schmutzigen Winkelgäßchen aufgesammelt hatte, in denen sie aufgewachsen war.

Käthe aber stand regungslos da, als könne sie keinen Gedanken fassen und nicht begreifen, um was es sich handle.

Rosa verbarg inzwischen mit weit geöffneten Augen ihren Felix wie ein Kleinod, welches man ihr entreißen wolle.

„O, jetzt weiß ich, was unter dieser heiligen Haut steckt und lasse mir nichts mehr vormachen. Ganz andere Wunder habe ich schon gesehen und weiß, woran ich bin!“

Widerhallend an der niedrigen Decke kreischte ihre Stimme: „Seht doch, dieses Schelmstück! Vor der Nase wollte sie ihn mir fortschnappen! Aber hätte sie ihm auch gebratene Hühnchen auftischen können und ähnliche Leckerbissen? Hat sie doch selber kaum, womit sie ihre Blößen bedeckt. Sieht sie nicht aus, wie ein Bettelweib?“


Entsetzt über diesen Angriff wankte Käthe zur Tür auf den Hausflur hinaus und hörte noch auf der Treppe, wie Rosas schrille Stimme allerlei Verwünschungen ihr nachschrie.

In ihrer Einfalt und Treuherzigkeit konnte sie nicht begreifen, was sie Rosa gegenüber verschuldet. Nur

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)