lenkten Johanns Blick auf sich und erregten in ihm ein Lüstchen, einmal kräftig über den Ellenbogen hineinzukneifen. Die Vernunft aber überwog, da er Käthe nicht beleidigen mochte, die, wie er wußte, solche Scherze nicht liebte.
Später, wer weiß, vielleicht wird sie sich daran gewöhnen und er wird schon sehen, was sich machen läßt. Vorläufig vollständig zufrieden mit der Wendung, welche die Sache genommen, stellte er den Besen fort und näherte sich Käthe, bis sie einander gegenüberstanden, nur durch den schmalen Rinnstein getrennt, in dem das bläuliche Abwasser der nahen Färberei vorüberfloß.
„Fräulein“, hob er an, als interessiere er sich lebhaft für ihre Vereinsamung, „das muß doch höchst langweilig sein, beständig so allein zu sitzen.“
„Freilich“, bestätigte sie. „Ich hab mich schon oft gelangweilt, wenn ich in der Küche nichts mehr zu tun hatte oder nich arbeiten durfte wegen des Sonn- oder Feiertages. Meine Herrin ist herzensgut, aber entsetzlich wortkarg; der Herr dagegen etwas mürrisch, und beide reden fast niemals mit mir. Was Wunder auch: sie sind die Herrschaft und ich bin nur die Magd, also bin ich ihnen zu dumm. Immerhin is der Mensch doch kein Hund oder ein stummes Geschöpf und möchte doch auch gern manchmal mit jemand sprechen. Dort aber kann ich nur mit den vier Wänden plaudern, so verlassen sitz ich da. Am Werktag is es noch erträglich; kommt aber der Sonntag, ach, Herr Johann, Sie
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/172&oldid=- (Version vom 1.8.2018)