Seite:Zapolska Käthe.djvu/211

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sanft schlummernden Tiere, welches im Innern nur Mordgier birgt und Heuchelei.

Lange blickte Käthe auf das Häusermeer hinab. Wohl wußte sie, daß die Stadt sehr groß sei, nicht aber, daß sie solche Ausdehnung habe.

Vergebens schweifte ihr Blick nach den Vorstädten, um das Haus zu suchen, in dem sie wohnte. Da mußte Johann ihr zu Hilfe kommen. Dieser aber war jetzt mit etwas anderem beschäftigt.

Soeben ging ein Händler vorüber, der allerlei Näschereien zu verkaufen hatte. Den ganzen ärmlichen Kram trug er in einem Körbchen am Lederriemen.

Johann wählte ein Paketchen mit Pfefferkuchen in Rosapapier und einige Bonbons mit Versen.

Käthe wurde über diese unerwartete Galanterie feuerrot und öffnete mit vor Aufregung zitternden Händen das Paketchen.

Inzwischen las Johann mit erhobener Stimme die auf den Bonbons liegenden Verschen vor.

Dieselben erschienen Käthe als etwas ganz Ungewöhnliches und besonders ein Vers versetzte sie in große Verlegenheit, sodaß ihr ein Stück Pfefferkuchen fast im Halse stecken blieb, als Johann mit schallendem Gelächter wohl zehnmal wiederholte:

„Jeder Käthe auf der Welt
 Ihr – Johann sich zugesellt.“

Nein! Das konnte unmöglich so gedruckt dastehen. Gewiß hatte Johann es schnell sich nur so ausgedacht.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)