Seite:Zapolska Käthe.djvu/245

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um sich auszuweinen, damit ihr etwas leichter werde, sonst erstickte sie noch vor Herzeleid.

Dann lehnte sie den Kopf an die Mauer, bis Vorübergehende sie anstießen. Wozu steht dieses vierschrötige Frauenzimmer mitten auf dem Wege? Wahrscheinlich ist sie betrunken, denn sie faßt sich immer an die Stirn… Sie aber hatte heute noch keinen Tropfen Schnaps über die Lippen genommen. Nur ihr Herzeleid packte sie so, daß sie sich ausweinen mußte. Auf der Straße schickte sich dies allerdings nicht. In der Küche aber fand sie dazu keine Zeit, denn der Herr war krank und sie mußte die Umschläge zurecht machen. Auf der Straße ging es leichter.

Wenn auch der oder jener sich nach ihr umsah, so brauchte sie sich doch um Unbekannte nicht zu kümmern.

Daher lehnte sie sich jetzt an die Mauer und trocknete sich mit der Faust die Tränen, die ihr aus den Augen strömten.


Schnell war der Sommer vergangen und der Herbst genaht.

Bei Budowskis schlichen die letzten Wochen träge dahin und brachten nichts als Krankheit und die davon unzertrennlichen Sorgen.

Budowski lag im Bette und stöhnte und jammerte, nicht ohne zu übertreiben.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)