Mann aber, wie Johann, tut der Küche, in der er sitzt, keinen Abbruch. Der Herr hat überdies gut reden; denn er kann jederzeit mit seiner Frau plaudern und ein gutes Wort hören. Ihr jedoch ist es immer so traurig zu Mute in der dunklen Küche mitten unter Töpfen und Trögen. Jetzt muß sie wieder mit Johann auf der Treppe oder im Keller zusammenkommen. Und sie fürchtet sich doch so sehr vor den dunklen Winkeln!…
In der Küche plauderte es sich so schön zu zweien und die Abende vergingen so schnell. Jetzt wird alles wieder anders werden!…
Tiefbekümmert lehnte sie den Kopf an das Gitterfenster und stand dort lange Zeit mit geschlossenen Augen.
Den ganzen Tag mußte sie so schwere Arbeit tun – weshalb sollte sie sich nicht wenigstens abends ein wenig zerstreuen?
Noch immer rauschte der Regen herab auf das Dach und plätscherte dumpf aus den Rinnen. Auf dem Hofe herrschte stürmisches Herbstwetter, der Schrecken aller Schwindsüchtigen.
Auch Käthe befand sich in so trüber, gedrückter Stimmung, als ahne sie, daß mit diesen Herbststürmen aller Sonnenschein ihr entfliehe und eine Stunde ihr nahe, so dunkel wie draußen die Nacht und so schwer und kalt wie der Regen, der weithin alles überschwemmte.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/258&oldid=- (Version vom 1.8.2018)