allen Winkeln auf und raunte ihr Worte in das Ohr, bei denen es ihr schwarz vor den Augen ward.
Überdies stieß das ganze Haus sie förmlich zum Falle: Die Mägde, indem sie ihr nachblickten, wie einer Verworfenen, und der Herr, indem er ihr immer wieder den Männerbesuch in der Küche vorwarf. Vergebens bestritt sie alles mit Tränen im Auge. Niemand glaubte ihr.
So glitt sie immer mehr an den Rand des Abgrundes, wie ein herabrollender Stein.
Nach Rettung rief sie nicht, obgleich sie manchmal eine wahre Todesangst beschlich, zumal wenn sie niederkniete zum Abendgebet, weil sie fühlte, daß ihr dies nicht aus dem Herzen kam.
Früher hegte sie den Aberglauben, daß ihr, wenn sie einschlafe, ohne gebetet zu haben, im Traume der Satan erscheine. Daran glaubte sie steif und fest und wäre um nichts in der Welt ohne Gebet schlafen gegangen.
Johann, dem sie dies anvertraute, lachte sie aus, mit der Versicherung, er habe, obgleich er niemals abends bete, trotzdem noch nie den Satan gesehen, wie sehr er sich dies auch wünsche.
Anfangs befremdete sie dies, allmählich aber dachte sie darüber nach und gelangte zu einer gewissen Lauheit in dem bisher so eifrig geübten Beten.
Seit einiger Zeit war Johann auffallend mißtrauisch und eifersüchtig geworden. Auf Grund eigener Beobachtungen oder fremder Einflüsterungen redete er sich ein, Käthes Widerstand beruhe auf
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)