Stirn. Augenscheinlich kostete ihn jeder Schrei große Kraft und Anstrengung.
Jetzt erst merkte Käthe, daß sie es mit einem Taubstummen zu tun habe.
Dies befreite sie von ihrer Angst, sodaß sie sich dem Krüppel näherte und sich bemühte, ihm durch Zeichen zu verstehen zu geben, um was es sich handle.
Dies war jedoch durchaus nicht leicht, da sie keine Ahnung davon hatte, wie man sich am besten mit solchen Leuten verständigt.
Lange standen sie so einander gegenüber mit allerlei Gesten, ohne sich gegenseitig zu verstehen.
Plötzlich ergriff der Taubstumme Käthes Hand und zog sie, immer noch schreiend, in einen der Gänge hinein, auf dem sich, wie auf allen übrigen, rechts und links Türen und in der Mitte Fußdecken befanden.
Hastig öffnete er eine jener Türen und dort erschien die kleine Gestalt des – Bildhauers, welcher Käthe einst im Milchgarten Geld angeboten für die Erlaubnis, sie in Lehm nachzubilden.
Sofort erkannte er sie und ein Lächeln umspielte seine hübschen Lippen.
Hocherfreut zog er sie mit Hilfe des Taubstummen hinein in seine Kunstwerkstatt.
Dort drehte er sich lächelnd die Schnurrbartspitzen und bemühte sich, seinem kleinen kindlichen Gesicht einen diabolischen Ausdruck zu geben.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/306&oldid=- (Version vom 1.8.2018)