Der Taubstumme kreischte immer lauter. Obgleich er das Lachen des Meisters nicht hörte, sah er doch an dessen Mundstellung, daß er irgend eine Freude hatte. Daher schlug er mit aller Kraft den Hammer auf ein Stück Blech und schrie aus Leibeskräften.
„Schweig, du Erdenkloß“, rief endlich der Meister, um dieser tollen Heiterkeit ein Ende zu machen. Dabei nahm er eine Haltung an, wie ein Cäsar, der das Volk beschwichtigen will.
Das Volk, in Gestalt eines einzigen Krüppels, verstummte sofort und nur noch aus einem Winkel vernahm man dumpfes Winseln. Dort verkroch sich der Taubstumme hinter eine Gipsplatte und beobachtete aufmerksam die Gesichtszüge des Meisters.
Inzwischen schickte Käthe sich an, fortzugehen. Nachdem sie den Brief eingehändigt, hatte sie hier nichts mehr zu tun.
Anderer Meinung aber war der Bildhauer. Der Brief sei nicht an ihn gerichtet, sondern an einen anderen Herrn, der bald kommen werde. Daher sei es am besten, wenn sie auf ihn warte und persönlich mit ihm spreche.
Um so mehr sträubte sie sich jetzt und wandte sich zur Tür. Die Erinnerung an den vierschrötigen Studenten erfüllte sie mit Angst.
Noch erinnerte sie sich deutlich, welch unangenehmen Eindruck beim matten Laternenschein seine frechen Blicke und aufgeblasenen Backen auf sie gemacht.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)