Inzwischen bemühte sich der Künstler, Käthe zu ermutigen und bot ihr jetzt sogar drei Groschen für die Stunde Modellstehen.
Dies schlug sie ihm aber rund ab. Wie sollte sie dazu Zeit finden? Und dann war sie auch dazu nicht da…
Um sie vielleicht dadurch zu ermuntern, zeigte Wodniecki nach der Nixe mit den Worten: „Sieh! Das ist Terrakotta. Dazu stand mir eine Modell, die mehr Verstand hatte als du. Nur einige Male stand sie vor mir, und was schadete es ihr? Das Geld nahm sie und küßte mir noch die Hand. Dir will ich weit mehr geben. Also mach keine Umstände, sonst schlag ich dich braun und blau und anstatt Geld, steckst du Gips in die Tasche!“
Käthe stieg das Blut zu Kopfe. Ohne Abschied lief sie hinaus und ließ sogar die Tür offen stehen. Erst auf dem Gange hörte sie, wie der Taubstumme mit lautem Kreischen sie zuschlug.
Ängstlich entfloh sie diesen kalten, weißen Mauern, wo sie sich ebenso nackt vorkam, wie jenes Gipsweib im Fischernetz, das nach dem Modell eines Mädchens, einer Magd wie sie selbst, geformt worden war.
Die Treppe hinabeilend, stellte sie sich jene andere vor, wie sie unbekleidet bei hellem Tageslichte mitten in jenem Saale stand.
Wie konnte sie sich so schamlos vor Männern um schnödes Geld dort hinstellen! Nimmermehr würde sie selbst dies tun, und müßte sie Hungers
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)