Seite:Zapolska Käthe.djvu/326

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tragen. O, Rosa wußte recht gut, womit sie jene demütigen und in den Staub treten könne.

„Johann sagte mir“, hob sie langsam an, ohne Käthe anzusehen, „daß er dir gegenüber gar keine Verpflichtungen habe, weil er bei dir nicht der erste war; er wisse recht gut, daß die Leute von dir sagen…“

Käthe aber ließ sie nicht aussprechen, sondern packte sie am Arm und schüttelte sie heftig.

Wie? So etwas wagte Johann von ihr zu sagen? Gerade er? Nicht genug, daß er ihr solche Schmach angetan, schändete er sie obendrein vor den Leuten?

Vergebens suchte Rosa sie zu beschwichtigen: „Was ist dabei? Die Männer sind alle nichts wert, das weiß doch jedes Weib!“

Davon wollte Käthe durchaus nichts wissen. Obgleich sie schon als Kind all das Elend gesehen, welches solch armes Geschöpf wie sie durchzumachen hat, lehnte sie sich dennoch voller Verzweiflung gegen das sie bedrohende Unglück auf.

Die Beschimpfung, die Johann ihr zugefügt, zerriß ihr das Herz und erschütterte ihr ganzes Wesen.

Sie sollte nicht unbescholten gewesen sein und vor ihm schon einen Schatz gehabt haben! Nein, das war zu viel, zu viel!

Rächen aber würde sie sich, sobald sie die Nichtswürdige findet, die Johann so in die Augen lief und ihr den Geliebten abspenstig machte!

Jawohl! Denn Johann versprach ihr die Ehe und wird gewiß Wort halten trotzalledem!

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)