herbeiführen. Also riß er die Tür auf und schlüpfte hinaus zu Käthe, die halb von Sinnen mit blaurotem Gesicht und zerrissenen Kleidern mit verdoppelter Wut auf ihn losstürzte.
Als er die Hände vorstreckte, um sich vor ihren Faustschlägen zu schützen, stieß sie ihn mit fast übermenschlicher Kraft zurück und stürmte in den Verschlag, wo die vor Angst zitternde Rosa vor ihr stand.
Im Nu packte sie die falsche Freundin bei den Haaren und zerrte sie zu Boden. Die Verzweiflung und die erlittene Enttäuschung verliehen ihr neue Kräfte. Ein Hagel von Faustschlägen fiel auf Rosas Kopf und Rücken.
Käthe verlor alles Maß und Bewußtsein. Der ganze Seelenschmerz der letzten Tage äußerte sich bei ihr mit neuer Gewalt.
Jetzt hatte sie die „Andere“, die sie Tag und Nacht gesucht, unter den Händen, und lebend sollte sie nicht davon kommen. Erfüllen wollte sie ihre Drohung und sie – töten…
Weithin schallte Rosas lautes Jammern. Nur mit Mühe gelang es endlich Johann, so stark er auch war, Käthe von ihrem Opfer loszureißen. Ihr Wutgeschrei steigerte sich zu fast tierischem Brüllen.
Unter der Wucht ihrer Qualen verwandelte sich die sanfte Käthe zur blutdürstigen Hyäne und machte ganz den Eindruck eines reißenden Tieres, welches in der eigenen Höhle gereizt wurde.
Nur zu bald füllte sich der Boden mit Neugierigen.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)