Seite:Zapolska Käthe.djvu/350

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Nur in der linken Seite, mehr nach der Mitte zu, fühlte sie noch einen empfindlichen Schmerz wie von einer tiefen Wunde, die bei jedem Atemzuge weher tat. Ihr übriges Leid zerfloß in ein Chaos, in dem sie sich nicht mehr zurechtfinden konnte.

Nur Wasser trank sie ab und zu, ohne das trockene Schwarzbrot zu berühren, welches auf dem schmutzigen Schemel lag. Glücklicherweise war außer ihr dort niemand eingesperrt.

In dieser tiefen Stille beruhigte sie sich allmählich und begann, über ihre Lage nachzudenken.

Fast bereute sie jetzt ihr Verhalten.

Von unbezähmbarer Wut hatte sie sich hinreißen lassen, und damit nichts erreicht, aber viel verloren.

Daher beschloß sie, alles wieder gut zu machen, und sogar Johann es zu verzeihen, daß er sie verraten und der Polizei überliefert hatte.

Ihren ganzen Haß dagegen häufte sie auf Rosa mit dem seltsam unbezähmbaren Groll aller verratenen Weiber. Während sie dem Geliebten nur zu leicht verzeihen, wird die Nebenbuhlerin zum Gegenstande der glühendsten Rache.


Endlich wurde Käthe freigelassen und stand plötzlich wie geblendet auf der Straße.

Auf die anfängliche Erstarrung war stilles Nachdenken gefolgt und dieses hatte sie allmählich etwas beschwichtigt. Ab und zu zwar entrang sich ihr

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/350&oldid=- (Version vom 1.8.2018)