Daher schlich sie matt an den elenden Häuschen entlang, vor deren Türen bleiche Weiber und zerlumpte Kinder hockten.
Hier wunderte sich niemand mehr über ihre Erscheinung. War sie doch hier nur eine Bettlerin mehr.
Nach und nach verwandelte sich die Dämmerung in dunkle Nacht, die den letzten Sonnenglanz in sich verschlang.
Vor Ermattung sank Käthe vor der Tür einer schmutzigen Kneipe zu Boden und blieb dort längere Zeit liegen.
Durch den Fuseldunst, der aus der offenen Tür herausdrang, fühlte sie sich wie berauscht und kauerte dort im Schatten als formlose Masse mit dem sonderbaren Gefühl, als werde sie immer kleiner, fast so klein, wie sie als Kind war.
Deshalb weinte und wimmerte sie auch wie ein kleines Kind, welches das Köpfchen an irgend eine teilnehmende Brust schmiegen möchte.
Auch hier zwangen sie einige Fußtritte seitens des sie von seiner Tür weisenden Wirtes endlich zum Aufstehen.
Zitternd und bebend wankte sie zum Tore hinaus, dessen aufgezogener Schlagbaum beim matten Laternenlichte schon von weitem sichtbar war.
Dort gelangte sie allmählich auf das freie Feld, welches sich längs des Stadtwalles hinzog.
Freier atmete sie auf, als sie keine Menschen mehr
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/353&oldid=- (Version vom 1.8.2018)