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Seite:Zapolska Käthe.djvu/355

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Unter den Bäumen huschten allerlei Weiber, unwürdig dieses Namens, so zerlumpt und verlebt, so abschreckend sahen sie aus in ihrer Vertierung.

Ab und zu marschierte eine Wache vorüber, bestehend aus einigen halbverschlafenen Soldaten.

Blind und taub gegen alles, was um sie her vorging, schien sie wirklichen Verbrechern aus dem Wege zu gehen und nur auf weniger schädliche Wesen zu fahnden, die Not und Hunger zum Landstreichen zwang.

Und doch war dies Gebüsch nichts weiter als eine einzige Höhle des Verbrechens und der Zügellosigkeit, welchem der nächtliche Schatten als Mantel diente und das Dickicht als Versteck.

Spitzbuben und Dirnen, Strolche und Bettler zankten und prügelten, wälzten und liebten sich sogar in diesen Schlupfwinkeln im Kampfe um das Dasein, um ein Stückchen Brot und ein trockenes Plätzchen, um ihr Haupt dort niederzulegen.

Auch Käthe schlüpfte in dies Gebüsch und setzte sich auf einen gefällten Baumstamm.

Jetzt erst fühlte sie einen wahren Heißhunger. Selbst wenn sie noch einen Groschen in der Tasche gehabt hätte, wäre sie kaum imstande gewesen, wieder aufzustehen und weiterzugehen.

Zu Budowskis konnte sie nicht zurückkehren; dies erlaubte ihr Schamgefühl nicht. Ihre Stelle also hatte sie verloren. Weiter kannte sie niemand und wußte keine Tür, an der sie anklopfen konnte.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/355&oldid=- (Version vom 1.8.2018)