Weshalb sollte sie nicht in Wodnieckis Atelier nächtigen ?
Gern trät’ er ihr seinen Strohsack ab und seine Decke, während er selbst sich irgendwo anders hinlegte. Hatte er nicht schon öfters irgend einen herrenlosen Hund dort aufgenommen und an seiner Seite ruhen lassen?
Nur mußte er dann sich ganz leise einschleichen mit seiner Begleiterin und schleunigst durch die stillen hohen Gänge schlüpfen. Nur wie eine Schmugglerware konnte er solches Elend in diesen Prachtbau einbringen, dessen Marmorfliesen von Sauberkeit nur so blinkten.
Mit seltsamer Leichtigkeit ließ sich auch Käthe dort von ihm einschmuggeln in der Gewißheit, daß er sie wenigstens unter Dach und Fach bringe und vor einer möglichen Begegnung mit der Polizei schütze.
Gleichwohl zögerte sie noch auf der Schwelle des Ateliers. Trotz des Halbdunkels blinkten dort nasse Tonhaufen, mit Lappen bedeckt, in Gestalt phantastischer Tiere, während die riesigen Statuen, die bis zur Decke aufragten, fast im Schatten verschwanden.
Schnell stieß sie der Taubstumme fast mit Gewalt hinein und verschloß sorgfältig die Tür.
Dann zog er einen Lichtstumpf aus der Tasche, brannte ihn an mit einem Streichhölzchen und stellte ihn auf den Ständer der „Nixe“.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/382&oldid=- (Version vom 1.8.2018)