Seite:Zapolska Käthe.djvu/429

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Zukunft zu verbergen. Dagegen wußte die „kluge Frau“ selbst keinen Rat.

Mit jedem Tage nahm Käthe an Kräften ab. Und dennoch war sie durchaus keine empfindsame Heldin, die über ihr eigenes Schicksal in Tränen zerfloß. Nur tiefbetrübt war sie und konnte nicht anders sein, gegenüber alledem, was ihr das Leben, die Welt und die Menschen angetan.

Jetzt aber weinte sie nicht mehr, sondern erfüllte schweigend alle ihr erteilten Aufträge. Den eigenen Willen, den sie übrigens fast niemals besaß, hatte sie vollends verloren.

An Johann dachte sie jetzt häufiger als sonst; vielleicht weil sie mehr Zeit dazu hatte. Beim Gedanken an seinen Verrat ballte sie oft die Fäuste, als wolle sie sich auf die Gespenster der eigenen Einbildung stürzen. Dann wieder übermannte sie eine törichte Rührung.

Sie war nur noch ein halbes Weib und tat alles nur halb. Ohne völlig vergeben zu können, schwankte sie hin und her zwischen glühendem Haß und herzlicher Zuneigung.

Jetzt wurde sie wieder fromm. Oft aber übertäubte der Schmerzensschrei einer Kranken ihr gedankenloses Beten.

Zitternd vor Angst schmiegte sie sich dann an die Wand und hielt sich die Ohren zu, so zerriß solch ein Schrei ihr das Herz und erfüllte es mit Furcht und Schrecken. Auch sie sollte noch so leiden

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/429&oldid=- (Version vom 1.8.2018)