Lächeln an und entfernte sich mit dem schmutzigen Gelde.
Auch Madi schlüpfte hinaus und lief der Mutter nach bis zur Straßenecke, um ihr noch etwas zuzuflüstern und dann wieder nach Hause zu eilen. Dort schlich sie sich in ihre Schlafstube, nahm aus der Kommode einen Bogen Packpapier und legte ihn auf den wackeligen Tisch. Dann steckte sie sich in ihr Trikotjäckchen einige Stecknadeln und setzte sich ruhig, ein Liedchen pfeifend, auf einen Lehnstuhl.
Inzwischen blickte Mary mit ungeheucheltem Mitleid die Freundin näher an und sie erschien ihr weit mehr verändert, als sie erwartet.
Das ganze Gesicht war wie mit Asche bestreut und die Züge hatten sich ungemein verlängert.
Sie selbst hatte so etwas niemals durchgemacht. Die Qual mußte aber keine geringe sein, wenn sie in einer einzigen Nacht ein Weib so verändern konnte!
Der Tag war trüb und regnerisch.
Nur fahles Licht warf das Wolkengrau durch den zerrissenen Vorhang auf die Gestalt der Kranken.
Das Kind lag starr und kalt unter einer dünnen, fadenscheinigen Serviette.
Als Mary diese erhob, fiel das fahle Licht plötzlich auch auf das noch nicht völlig ausgebildete kleine Wesen, welches schon im Mutterschoße halb abgestorben war und sich jetzt über den vorzeitigen Tod noch zu beklagen schien.
Als Käthe dies sah, zuckte sie krampfhaft zusammen
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/450&oldid=- (Version vom 1.8.2018)