Nacht, unter stöhnenden und jammernden Kranken verbracht!…
Auf dem Gange lagerten sich die Schatten der Nacht. Nur kleine Lämpchen an der Decke warfen matten Schein auf die weißen Wände, an denen hier und da ein schwarzes Holzkreuz hing.
Ab und zu nur wurde mitten in dieser Stille eine Saaltür geöffnet und heraus trugen einige Männer eine in ein Laken gehüllte, starre Leiche.
Sie legten sie behutsam auf die Tragbahre und zogen dann diese auf Rädern, wie einen Leichenwagen, so leise wie möglich den mit Decken belegten Gang entlang.
Beim matten Lampenlichte traten die Umrisse der Toten deutlich hervor unter dem Laken, als wollten sie sich stumm verabschieden von ihren Leidensgenossinnen hinter den verschlossenen Saaltüren.
So verlief der Leichenzug aller Verlassenen und Vergessenen, um die sich niemand kümmerte und denen niemand eine Träne nachweinte…
„Johann! Johann!“
So schallte dumpf und schaurig in jenen öden, fast stockfinsteren Saale noch immer der Ruf der halb wahnsinnigen Käthe.
Sie, die vor sich selber sich schämte, ihre Anhänglichkeit an den Mann zu bekennen, der sie in das Verderben stürzte, in der Todesstunde rief sie unaufhörlich seinen Namen.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/464&oldid=- (Version vom 1.8.2018)