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Der größte Theil des exportirten schwarzen und Blüthenthees geht nach dem westlichen Europa und Rußland; nur die Sorte (schwarzen Thees) Oolung und eine wenig beträchtliche Partie ebenfalls schwarzen Thees, onkoi Souchong, die in der Provinz Ngan-hoei gewonnen und über Amoy verführt wird, kommt nach Amerika. Der grüne Thee, der in Rußland nicht getrunken wird und darum für den russischen Handel nicht in Betracht kommt, findet seinen Absatz hauptsächlich nach Nordamerika und Australien. Am Ziegelthee ergötzen sich die Nomadenvölker von Mittelasien, der Mongolei, Bucharei, Turkestans, auch die Bewohner von Tibet; auf russischem Gebiet ist der Ziegelthee besonders bei den Buräten und Tataren beliebt. In China selbst wird theils schwarzer, theils grüner Thee getrunken.

Der größere Theil des nach Rußland gehenden Karawanenthees besteht aus Hun-tscha, rothem Thee (oonom und oopak) oder dem Kongu der Westeuropäer, ein geringerer aus Souchong, dem Thee der Provinz Fu-Kian. Den ersteren finden die chinesischen und russischen Händler hauptsächlich auf den Märkten des Jantse-kiang, den letztern in Fu-tscheu-fu und in dem Flecken Ssiu-ssun-kiai in der Provinz Fu-Kian, auf den Bohea-Hügeln. Der nach Rußland gebrachte Ziegelthee wird meistentheils in den Fabriken der Provinzen Hunan und Hupe zubereitet, ein Theil auch in der Provinz Sy-tschuan; gekauft wird er in der Regel ebenfalls auf den Märkten des Jantse-kiang, besonders in Hang-kao und Wutschang-fu.

Einen Theil seiner Theevorräthe bezieht Rußland auch auf dem Seewege über England. Es ist dies der sogenannte Kantonsche Handelsthee, der, wie der Karawanenthee, größtentheils zu der Gattung Kongu gehört, im Geschmack aber von dem letztern verschieden ist. Dies kommt theils daher, weil die Chinesen, die nach Kiachta handeln, mit den Gewohnheiten der russischen Verbraucher vertraut, zur Herstellung der Theefamilien die Gewächse verschiedener Pflanzungen in einem bestimmten Verhältniß mischen, während über See der Thee unvermischt ausgeführt wird, theils auch, weil der Thee zum Seetransport stärker gedörrt wird, als zum Landtransport und dadurch einen Theil seines ätherischen Oels, seines Aromas verliert.

Ueber die Handelsstraßen im innern China, besonders in seinen nördlichen und westlichen Theilen, sprechen chinesische und europäische Berichte sich wenig erbaulich aus. Gute Landwege scheinen fast nicht zu existiren; man sucht so viel als möglich Wasserstraßen, namentlich den Jantse-kiang und seine Zuflüsse zu benutzen. Dieser Strom, der die productivsten Provinzen Chinas durcheilt, trägt den großartigen Verkehr aus dem Südwesten nach dem Osten Chinas und umgekehrt. Russische und englische Kriegsschiffe konnten ihn 175

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/324&oldid=- (Version vom 1.8.2018)