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scheint, bei Aulie-ata (Festung am Talas) liegt. Indeß eine Voralpen-Kette von 5–6000′ setzt die Richtung des Kirgisnyn nach W. fort, erreicht den Syr-Darja und begleitet diesen Fluß bis Djulek. Diesen Voralpen gebührt eigentlich der Name Karatau-Gebirge, der ehemals fälschlich auf den ganzen Zug ausgedehnt wurde. Südlich vom Talas erstreckt sich die dritte Hauptkette, die Wasserscheide zwischen Talas und Syr-Darja, welche als directe Fortsetzung des eigentlichen Thian-Schan, wie es scheint, zu fassen ist. Im „Compte rendu etc.“ S. 22 wird dieser südliche Zug Kasykurt genannt, nach Säwerzof ist dieser Name nur in seinem westlichen Theile bekannt, während der mittlere Kara-bura heißt und weiter östlich der Name Urtak-tau üblich ist, welchen letzteren Säwerzof zur Bezeichnung der ganzen Kette vorschlägt.

Am 5. Mai a. St. 1864 brach dieser Reisende von Kastek auf und erforschte zunächst die geologischen Verhältnisse des Höhenzuges, der den Tschu von den Zuflüssen des Balkasch-Sees scheidet. Darauf besuchte und durchforschte er das Thal des Tschu, nahm hier verschiedene Höhenmessungen vor und bereicherte seine zoologischen, botanischen und geognostischen Sammlungen. Nun verband er sich mit dem Bergingenieur Frese zu verschiedenen Excursionen in den Kirgisnyn-Alatau und Urtak-tau. Es ergab sich hierbei, daß die Vermuthung Al. v. Humboldts von der nördlichen Fortsetzung des Bolor über den Syr-Darja hinaus sich nicht bestätigt. Interessant war ferner die Entdeckung von Moränen. Säwerzof hat diese Spuren ehemaliger Gletscher an vier Stellen aufgefunden: 1) in einem Längsthale des Kirgisnyn zwischen den Flüßchen Issyk-Ata und Ala-Medyn, die sich in den Tschu ergießen, in einer Höhe von 4500′–2500′. 2) Unweit des kleinen Makmal, der zum Talas geht (also am Südabhange des Kirgisnyn), in einer Höhe von 2500′–3000′. 3) An dem Gebirgsbach Kastek 43° 15′ nördl. Br. im NO. von den Quellen des Tschu in einer Höhe von 4500′. 4) Unweit des Dorfes Almaty im Thale der Almatinka. Ueber dies Thal sind, wenn auch nicht in der Form von Moränen, große Granitblöcke zerstreut, die wegen ihrer eckigen, nicht abgerundeten Oberfläche nicht vom Wasser, sondern nur durch die Bewegung eines Gletschers dahin getragen sein können. Die Steinreihen, die unzweifelhaft als Moränen erscheinen, ziehen sich theils in der Richtung der Querthäler hin (seitliche Moränen), theils senkrecht oder fast senkrecht gegen diese Richtung (End-Moränen). Daß die Moränen stellenweise (z. B. am Kirgisnyn) so relativ tief hinabreichen, läßt sich nur durch die bekannte (Humboldtsche) Hypothese erklären, daß das Aralo-Kaspische-Bassin einst

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)