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graulichen Schmelz, wie bei der reifen Pflaume, überzogen. Er vermißt den zusammenhängenden Rasen, vielmehr schimmert durch die in Zwischenräumen von einander stehenden Pflanzen-Individuen der nackte Boden hindurch, endlich sieht er selten verschiedene Arten durch einander gemischt, sondern in der Regel jede einzelne zu mehr oder weniger ausgedehnten Gruppen oder Gesellschaften vereinigt. Europäische Pflanzenformen bilden in der Steppenzone höchstens 10 Procent ihrer Flora, und auch diese sind mehr Formen, die den Uferländern des Schwarzen und des Kaspischen Meeres angehören, wenige, die auch in Mitteleuropa heimisch sind. Der größte Theil dieser Steppengewächse gehört zur Flora der Aralo-Kaspischen Niederung, die sich hier in die Tiefe Mittelasiens, zwischen die äußersten nordwestlichen Verzweigungen des großen centralen asiatischen Berglandes eindrängt. Manche dieser Pflanzen gehen allerdings auch über die Grenzen jener Niederung hinaus, theils nach NO. in die Barabinskische Steppe und zum Fuße des Altai, theils südwestlich nach Persien und ein die südlichen Uferländer des Schwarzen und des Mittelländischen Meeres, bis nach Syrien und Nordafrika hin. Dafür sind aber auch nicht wenige, die bis jetzt nur in den Grenzen der Ili- und Balchasch-Niederung gefunden wurden. Es sind: Clematis soongorica Bge., Farsetia spathulata Kar., Helianthemum soongoricum Schr., Acanthophyllum paniculatum Regel et Herder, Erodium Semenowii R. et H., Haplophyllum Sieversii Fisch., Zygophyllum R. et H., Oxytropis Semenowii R. et H., Astragalus brachypus Schr., A. cognatus Schr., A. sphaerophysa Kar., A. Turczaninovii Kar., A. spartioides Kar., A. lanuginosus Kar., A. flexus Fisch., A. lagocephalus Fisch., A. alopecias Pall., A. Semenowii R. et H., A. ilensis R. et H., A. farctus R. et H., A. chlorodontha R. et H., A. halodendron R. et H., Orobus Semenowii R. et H., Hedysarum Semenowii R. et H., Rosa Gebleriana Schr., Eryngium macrocalyx Schr., Ferula soongorica Pall., Achillea trichophylla Schr., Artemisia juncea Kar., Saussurea rigida Led., S. coronata und noch manche andere.

Es lassen sich in der Steppenzone 2 Etagen unterscheiden, die auch in ihrer horizontalen Erstreckung zwei besondere Gebiete bilden. Die erste, von 500–1000 Fuß gehende, ist durch Ssaksaul und überhaupt die charakteristischen Pflanzen der Aralo-Kaspischen Niederung, ferner durch locale Typen gekennzeichnet. Die zweite von 1000 bis 2000 Fuß gehende characterisirt sich durch Artemisia und begreift eine größere Zahl europäischer Typen als die erstere. Klima und Boden der Steppenzone zeichnen sich durch außerordentliche Trockenheit aus. Flüsse, welche die drei nächst höheren Zonen als muntere Bergströme durcheilen, nehmen rasch an Umfang ab, sobald sie die Steppenzone

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/234&oldid=- (Version vom 1.8.2018)