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den andern Menschen, gaben ihre festen Wohnstätten und Vieh auf, und lebten in Höhlen, sobald sie Menschen gefangen hatten; sonst waren sie ohne Wohnstätte. Ihre Opfer suchten sie zunächst durch Freundlichkeit sicher zu machen und in einen Hinterhalt zu locken; kräftige Männer suchten sie auch durch Kampf zu überwältigen. Trafen sie in Masse mit andern Nationen zusammen, so kämpften sie mit ihnen, doch verlangte dies großen Muth, weil sie sehr kräftig sind und namentlich sehr schnell laufen. Letztere Eigenschaft kommt ihnen bei der Verfolgung sehr zu statten, da sie ihre Feinde ermüden und dann mit sich wegschleppen, um sie an einem verborgenen Ort in der Wildniß zu kochen und zu verzehren. – Dr. Callaway ist im Irrthum, wenn er glaubt, daß diese Erzählungen über Kannibalen nur die Erinnerung an den Einbruch fremder Sklavenjäger sind; der Anblick der Höhlen widerspricht dem, und bestätigt die Erzählung der Eingebornen, sowie die Berichte der französischen Missionaire. Die langhaarigen Menschenfresser sind augenscheinlich Betshuanen, welche längere Haare als die Kaffern tragen.

Dr. John Beddoe erzählt nach den Angaben eines Engländers, welcher die Kannibalenhöhlen im December 1868 besuchte, daß sie ein regelmäßiges System hätten, die Körper zu zerhacken, wie die Fleischer. Jeder Schädel wird mit einer Axt quer durch die Nasenbrücke getrennt, die Kiefer werden weggeworfen, das Gehirn wird dann durch ein Loch auf der Höhe des Schädels herausgenommen. Die Rippen werden durchschnitten und in die Kochtöpfe geworfen, die großen Knochen getrennt und das Mark herausgenommen. An vielen Knochen fanden sich noch die Knorpel. Ferner sah man an den Schädeln ein Merkzeichen von den Messern, wo die Bedeckungen streifenweise heruntergeschnitten waren. Die Körper der Europäer, die bei dem Angriff auf Thaba Basigo fielen, wurden sofort gegessen, indem die Kannibalen glaubten, daß der Muth derselben hierdurch in sie übergehen würde. Ein Basuto, welcher vor kurzem bei einem Colonisten in der Nähe von Grahamstown in Dienst trat, gab an, daß die Kannibalen jederzeit die Weißen und die Schwarzen anderer Stämme, aber nie Hottentotten oder Mischlinge verzehren. Nach seinen Mittheilungen essen sie das Herz und die Leber und nehmen das Gehirn heraus, welches sie in einem Lappen binden und unter der Asche backen. Dies geschieht jedoch nur in guten Zeiten, zur Zeit des Mangels essen sie den ganzen Körper. Sämmtliche Weiße wurden verzehrt, die während des letzten Krieges im Freistaat in ihre Hände fielen. Der erwähnte Basuto wollte selbst nie Menschenfleisch gegessen haben, gab aber an, daß er es öfter gesehen habe und Alles darüber wisse.

W. Roth.


Neuere Literatur.
W. Zenker, Der Suez-Canal und seine commercielle Bedeutung, besonders für Deutschland. Bremen (Schünemann) 1869. 77. S. 8.

In diesem[WS 1] Augenblicke, wo der Tag der vorläufigen Eröffnung, wenn auch nicht der Vollendung des Suez-Canals so nahe bevorsteht, hat uns Herr Zenker

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dissem
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 4. Band (1869). Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/387&oldid=- (Version vom 1.8.2018)