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schon die Hand nach dem Marder ausstreckte, um ihn in das Genick zu fassen, da brach der Ast, auf welchem der Masure stand, und er stürzte in die Tiefe, wo er sich das Genick brach. Der Sturz aus der Höhe war so heftig gewesen, dass dem Gefallenen der Bauch zerplatzte. So lag der Tote mit zerplatztem Bauche da unter dem Baume, der Marder aber entkam.

Wieder waren verschiedene Stunden verstrichen; endlich kam der Schulze mit dem Salze an, welches er irgendwo in weiter Ferne aufgetrieben hatte. Wie erstaunte er aber, als er den Marder auf dem Baume nicht mehr sah, dafür aber unter demselben seinen Gefährten mit zerplatztem Bauche tot daliegen. Da war es also nichts mit dem Braten, auf den er sich schon stundenlang gefreut hatte. Der Schulze blieb erst ganz starr vor Schrecken vor dem Toten stehen, dann kam ihm ein kluger Gedanke und er sprach zu dem Toten: „Kerl, hast selbst aufgefressen den Braten und bist geplatzt. Hast was Rechtes gehabt für deinen schlechten Streich.“

Sprach’s und schlug sich in die Büsche.


3. Die drei Prinzen und ihre Frauen.

Einst lebte ein König, welcher drei Söhne hatte. Dieselben waren zu stattlichen Jünglingen herangewachsen und so kam es, dass er sie gern vermählt wusste. Deshalb liess er sie eines Tages vor den Thron rufen und verkündete ihnen seinen Wunsch. Die jungen Prinzen versprachen, sich dem Gebote des Vaters zu fügen.

Damit nun jeder von ihnen wüsste, wo er sich eine Gemahlin zu suchen habe, nahmen sie Pfeil und Bogen und gingen damit in den Garten. Der älteste Prinz schoss den ersten Pfeil ab. Derselbe flog in eine Burg hinein und der Prinz heiratete ein Edelfräulein. Darauf schoss der zweite Prinz, das Pfeil traf eine Bauernhütte. Somit heiratete der Prinz das Bauernmädchen. Nun schoss der jüngste Prinz einen Pfeil ab; der Pfeil fiel in den nächsten Sumpf, und als endlich der Pfeil in demselben aufgefunden wurde, sass ein Frosch darauf. Da blieb dem Prinzen nichts übrig, als dass er sich das hässliche Tier als Frau antrauen lassen musste. Das that er denn auch, aber mit Thränen in den Augen und Leid im Herzen.

Nun waren die Prinzen vermählt. Der König aber war damit nicht zufrieden, sondern er wollte jetzt wissen, was eine jede von den jungen Frauen verstehe und welcher von seinen Söhnen die klügste Gemahlin habe; dieser sollte ihm dann auf dem Throne nachfolgen. Deshalb befahl er den Söhnen, ein jeder von ihnen solle von seiner Frau einen Teppich weben lassen. Am folgenden Tage sollten sie ihm die Teppiche vorzeigen.

Die Prinzen gingen mit den Aufträgen von dannen. Die beiden ältesten Brüder waren nicht eben besorgt, dass ihre Frauen die Aufgabe nicht lösen würden, denn dazumal lernte ein jedes junge Mädchen im Lande das Weben, aber was sollte wohl der Jüngste von seiner Froschfrau erwarten? Er ging also ganz traurig in sein Schloss und weinte

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Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_185.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)