Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/142

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Blume hängt ihr schweres Haupt,
Webend dem Lüftchen zu.

     Als spräche sie dem Lüftchen: „was weckst du mich?
Von Tropfen des Himmels bin ich schwer.
Nah ist meines Welkens Zeit,
Nahe der Hauch, zu entblättern mich.

     Morgen wird der Wanderer kommen,
Er, der in meiner Schöne mich sah,
Sein’ Auge durchsucht das Feld;
Mich findet es nicht mehr.“

     So werden sie suchen auch einst die Stimme von Kona,
Die verhallt ist im Gefild’.
Der Jäger kommt am Morgen früh;
Die Stimme meiner Harfe schweigt.
„Wo ist der Sohn des Streitgebohrnen Fingals?“ spricht er,
Und seine Wange thränt.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)